Minimalismus: Wie Du Deine Besitztümer reduzierst

Mirko Schubert
Flussabwärts

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Um gegen den Konsum anzutreten und in ein ablenkungsfreies Leben zu starten, solltest Du im ersten Schritt Deine Besitztümer reduzierten. So fängst Du mit dem Minimalismus am besten an.

(Bild: pixabay.com / CC0)

Eigentlich lebe ich schon seit Jahren relativ minimalistisch. Meine Besitztümer passen größtenteils in ein 6-Quadratmeter-Zimmer und ich bin sowieso nicht der übermäßige Konsument.

Im Zuge meines MANA-Projekts möchte ich mich aber noch weiter einschränken, um meinen Fokus auf andere Lebensbereiche zu lenken und ein stressfreieres Leben zu führen. Ich finde es außerdem sehr spannend, was man noch so alles optimieren und reduzieren kann.

Dabei wusste ich am Anfang gar nicht richtig, womit ich eigentlich beginnen sollte. Da es vielen Minimalismus-Interessierten sicher ähnlich geht, möchte ich dies einmal zum Anlass nehmen, einen geeigneten Fahrplan aufzustellen.

Bestandsaufnahme

Als allererstes solltest Du eine Bestandsaufnahme aller Deiner Besitztümer machen. So erhältst Du einen Überblick darüber, was Du eigentlich regelmäßig nutzt und wo Du sparen könntest. Ich unterteile hierbei meine Dinge in drei Kategorien:

  • Dinge, die regelmäßig nutze und »aufwerten« sollte
  • Dinge, die ich unregelmäßig nutze, die aber dennoch wichtig sind
  • Dinge, die ich nicht oder sehr selten nutze

Im klassischen Minimalismus gibt es zum Sortieren nach diesen Kategorien auch die eine oder andere nützliche Strategie. So kannst Du zum Beispiel mit drei Kartons arbeiten und Deine Dinge darin einsortieren.

Außerdem hat sich bewährt, eine so genannte »Packing Party« zu machen. Dabei packst Du sämtliche Besitztümer ein, so als würdest Du in eine andere Wohnung ziehen. Danach hast Du drei bis vier Wochen Zeit, um die Dinge in dem Moment auszupacken, indem Du sie brauchst. Alles was nach dieser Zeit noch im Karton ist, könntest Du jetzt eigentlich entsorgen.

Mir hingegen war es wichtiger, erst einmal einen groben Überblick über meine Habseligkeiten zu bekommen, um einen Startpunkt zu finden. Außerdem kann es sehr anstrengend und überwältigend sein, wenn man einmal alle Dinge, die man so besitzt, in die Hand nimmt.

Aufwerten im Minimalismus

Im zweiten Schritt ging es dann bei mir schon ans Eingemachte. Aber statt nun zu beginnen, alles weg zu werfen, was man nicht mehr braucht, habe ich mit dem gestartet, was viele Minimalisten ganz vergessen.

Die Dinge, die die ganze Aktion überdauern sollen, sollten Dir auch in Zukunft noch viel Spaß und Freude bringen. Außerdem kannst Du etwas für die Nachhaltigkeit tun, indem Du Deine wenigen Habseligkeiten, die Dir dann noch bleiben, haltbarer machst.

Wenn Du beispielsweise Deinen Computer behalten möchtest, solltest Du einmal darüber nachdenken, ob es Sinn macht, einen fünf Jahre alten Computer Dein Eigen zu nennen, der nur noch im Schneckentempo arbeitet und nas nächste Jahr vermutlich nicht überleben wird.

Tausche ihn stattdessen gegen einen anderen Computer aus, der noch relativ neu ist, den Du auch mal reparieren könntest und der auch neue Standards unterstützt, um in Zukunft nicht vor Problemen zu stehen.

Auch bei der Kleidung kannst Du einiges aufwerten. Wenn Du nun nur noch wenige Teile besitzt, nutzt Du die auch bedeutend mehr. Damit gehen sie also auch schneller kaputt und Du müsstest sie zeitnah ersetzen. Also solltest Du im Allgemeinen sehr auf Qualität und im Besonderen auch auf Funktionalität achten.

Ich in meinem Fall setze in punkto Kleidung sehr auf das »Zwiebelprinzip« aus dem Outdoor-Bereich. Indem ich einzelne Schichten je nach Wetter und Klima an- oder ausziehe, komme ich viel besser durch die Jahreszeiten, ohne mehr Kleidung kaufen zu müssen. Geheimtipp für die erste Lage ist im übrigen Funktionsunterwäsche aus Merino-Wolle.

Verkaufen

Für das Aufwerten benötigst Du Geld. Und sicher willst Du auch nicht jeden Gegenstand, den Du nicht mehr brauchst, einfach wegschmeißen.

Hier empfiehlt es sich, die wertvollsten Dinge einfach zu verkaufen. Ob nun über E-Bay, Amazon oder An- und Verkauf-Läden ist dabei eigentlich egal. Wenn Du noch an einem Gegenstand hängst, kann das sogar dabei helfen, ihn loszulassen.

Ich habe mir hierfür allerdings eine untere Grenze gesetzt. Dinge, die voraussichtlich weniger als 10 Euro bringen werden, stelle ich in keine Verkaufsplattform ein. Schon alleine wegen der Gebühren, die beispielsweise E-Bay verlangt.

Denke auch daran, dass Du nicht zu viel gleichzeitig bei E-Bay verkaufst. Denn sonst kannst Du ganz schnell als Händler gewertet werden und musst Dich erst einmal um Dein neues »Business« kümmern.

Frage aber auch in Deinem Freundeskreis nach. Der eine oder andere Gegenstand steht vielleicht auch auf ihrer Wunschliste.

Tauschen

Gerade unter Freunden bietet sich aber auch der Tausch an. Wenn Du beispielsweise etwas aufwerten möchtest und ein Freund das Gewünschte schon besitzt, frage doch einmal nach, ob er es gegen etwas anderes tauschen möchte.

Meiner Erfahrung nach ist das aber eher selten der Fall. Du kannst natürlich auch eine Tausch-Party veranstalten — da wird der Kreis der Menschen größer, die untereinander ihre Besitztümer tauschen könnten.

Verschenken oder Spenden

Einen großen Anteil Deiner Habseligkeiten kannst Du natürlich auch verschenken. Es ist doch gutes Gefühl, jemanden etwas geben zu können und ihm vielleicht damit sogar zu helfen! Das trainiert übrigens auch gleich den Altruismus-Part des MANA-Prinzips.

Ganz getreu nach dem Motto des Minimalismus würde ich aber nicht unbedingt Dinge verschenken, die der Beschenkte gar nicht braucht. Du würdest Dich auch nicht darüber freuen, den Müll Deines Freundes zu bekommen.

In diesem Fall bietet sich die Spende an. Kleidungsstücke können ab zur Kleiderspende, nützliche Geräte und Möbel zur Caritas und Bücher zur nächsten Bibliothek. Auch der Kostenlos-Laden in Deiner Stadt ist eine Überlegung wert.

Und zu guter Letzt: Wegwerfen

Alles, was dann noch übrig bleibt, kann getrost in die nächste Mülltonne wandern. Achte da aber bitte darauf, den richtigen Müll in die richtige Tonne zu werfen oder gar auch einmal den Sperrmüll zu bestellen. Auch Sondermüll is richtig einzuordnen — bleiben wir doch ein wenig nachhaltig!

Während Du Dich mit diesen Tipps reduzierst, spüre auch immer wieder einmal nach, wie es Dir dabei geht. Fühlst Du Dich befreiter oder einfach nur unter Druck? Es ist Dir wenig geholfen, wenn eine großangelegte Aufräumaktion zum Zwang ausartet. Außerdem können positive Erfahrungen zu neuer Motivation führen!

Persönliche Gegenstände und Dinge, die Dir besonders am Herzen liegen oder die Du einer ganz bestimmten Erinnerung zuordnest, würde ich auch erst ganz am Schluss entsorgen. Hier solltest Du Dich erst vom Denken lösen, dass eine Erinnerung nur so lange Bestand hat, wie Du einen Gegenstand dazu besitzt.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Spaß beim Reduzieren!

Originally published at www.mirkoschubert.de on January 24, 2015.

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