Warum die Gesellschaft mehr Querdenker braucht

Mirko Schubert
Flussabwärts

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Vielleicht träumst Du einfach auszusteigen und Dein Leben in neue Bahnen zu lenken. Vielleicht hast Du aber auch ganz konkrete Vorstellungen, wie eine bessere Gesellschaft aussehen sollte. Doch warum funktioniert das Ganze nur so selten?

(Bild: Mirko Schubert)

Gerade in der heutigen Zeit sind viele Menschen unzufrieden mit dem Leben und der Gesellschaft. Sie empfinden vielleicht, dass sie nur noch zum arbeiten auf dieser Welt sind oder dass der Bevölkerung zuviel Leid wiederfährt. Sie beschweren sich über die »Meckergesellschaft Deutschland« oder die Gier des Einzelnen, die die Wirtschaft noch zusätzlich vorantreibt.

Ausstieg aus der Gesellschaft

Der eine oder andere träumt deshalb von einer besseren, angenehmeren und vielleicht auch friedlicheren Gesellschaft. Damit die Gewalt oder die Gier nach Macht aufhört oder die Menschheit einfach nur ein bisschen freundlicher zueinander ist. Manche haben dazu sogar ganz konkrete Ideen und Vorschläge.

Sie bauen an einer Utopie, die bisherige Gesesellschaftsstrukturen auf den Kopf stellt und durchaus das Potential haben kann, die Welt zu einem besseren Platz zu machen. Teilweise probieren sie ihre Ansichten auch in Ökodörfern, Kommunen und anderen alternativen Lebensräumen aus.

Ist eine Utopie nicht erreichbar?

Doch viel zu oft ist das Scheitern ihrer Ideen schon vorprogrammiert. Nicht, weil die Ansichten etwa in eine falsche Richtung laufen würden, sondern einzig und allein, weil es der durchschnittlichen Bevölkerung an Vorstellungsvermögen fehlt.

In vielen Nachschlagewerken wird die Utopie sogar »als Synonym für einen von der jeweils vorherrschenden Gesellschaft vorwiegend als unausführbar betrachteten Plan (…) benutzt« (Quelle: Wikipedia). In den Köpfen der Mehrheit hat der Entwurf einer besseren Gesellschaft einfach keinen Platz.

Auch im vor etwa zwei Monaten gestarteten TV-Experiment »Newtopia« ist der Traum von einer alternativen Gesellschaftsform schon längst ausgeträumt. Die Teilnehmer fielen von Anfang an in die gleichen Muster und lebten die gleichen Werte wie in unserem real existierenden Leben.

Eine mehr oder weniger stabile Wirtschaft wurde aufgebaut, die durch Überschuldung glänzt, Streit wurde provoziert, anders Denkende ausgegrenzt und Luxus gepredigt. Niemand kam auch nur einmal auf die Idee, etwas anders zu machen! Wollen die Bewohner und der Sender uns damit zeigen, dass es keinen Ausweg aus unserer Misere gibt? Dass wir am Höhepunkt unserer Schöpfung angekommen sind, wo Unterhaltung mehr zählt als Innovation?

Neue Querdenker braucht das Land!

Mitnichten! Wir sind uns alle einig, dass unsere Gesellschaft optimiert werden kann. Aber wir haben eine höllische Angst davor, aus dem Alltagstrott auszubrechen, anders zu denken oder gar zu leben.

Es gibt viel zu wenige Querdenker! Es gibt zu wenig Menschen, die das Träumen noch nicht verlernt haben und gänzlich außerhalb des Systems denken können. »Out of the box« — wie man so schön sagt. Doch nur diese Leute können unsere Gesellschaft voran bringen und in eine für alle angenehmere Richtung lenken.

Ablehnung vorprogrammiert

Die Frage des Warums möchte ich Dir einmal einem Beispiel verdeutlichen. Nehmen wir doch einmal an, dass ich als Querdenker Dir ein Konzept für eine alternative Gesellschaft vorstelle, die gänzlich aus unserem heutigen System herausfällt. Vermutlich hättest Du dann sofort ein paar Gegenargumente parat:

  • Das funktioniert so nicht!
    Vielleicht fehlt es Dir einfach an Vorstellungskraft, sich einer anderen Lebensweise anzunehmen. Du bringst dann vermeintliche »Beweise« an, warum die Idee gar nicht funktionieren kann.
  • Ich will das nicht!
    Wahrscheinlich fällt es Dir aber auch schwer, aus dem bisherigen System auszubrechen. Das Gewohnte gibt Dir Sicherheit, die Du, solltest Du Dich auf das Neue, Unbekannte einlassen, gänzlich aufgeben müsstest.
  • Das ist mir zuviel Arbeit!
    Etwas zu verändern, erfordert viel Kraft. Oft fehlt es an Motivation, diese ganze Arbeit aufzuwenden — selbst wenn es Dir danach wesentlich besser gehen könnte.
  • Das ist mir zu esotherisch!
    Sicher hast Du schon einmal gänzlich andere Meinungen als »Esotherik« abgetan. Denn uns fällt es schwer, Dinge, die wir nicht nachvollziehen oder anfassen können, zu glauben. Doch welche unerprobte Idee gilt denn schon als bereits bewiesen?

Lerne, out of the box zu denken!

Hast Du Dich in der Vergangenheit schon dabei ertappt, solche Gedanken zu äußern oder sind sie Dir zumindest im ersten Moment in den Sinn gekommen? Als angehender Querdenker solltest Du etwas dagegen tun!

Ich kann nur an Dich apellieren: Bleibe offen für Neues und verschließe Dich nicht vor Dingen, die vielleicht im ersten Moment keinen Sinn ergeben. Probiere Dinge aus, die Du noch nie zuvor in Deinem Leben getan hast.

Versuche Dich einmal am »Was wäre wenn?«-Spiel! Was wäre, wenn alle Menschen auf der Welt Gier und Neid ablegen würden? Was wäre, wenn es die freie Marktwirtschaft nicht mehr geben würde? Was wäre, wenn alle Menschen nach ihren Fähigkeiten und Leidenschaften leben würden?

Was wäre, wenn Du den ersten Schritt machen würdest, die Gesellschaft zu verändern?

Originally published at www.mirkoschubert.de on April 25, 2015.

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